Ein “Bullshit-Job” ist, sagt David Graeber, ist einer, der quasi unbemerkt von der Erdoberfläche verschwinden könnt – es würde überhaupt keinen Unterschied machen. Und davon gibt es viele …
David Graeber will auf ein Phänomen aufmerksam machen, über das kaum jemand spricht, das aber immer weiter zunimmt: Gut bezahlte Jobs, die von den Menschen die sie ausführen als vollkommen sinnlos und überflüssig beschrieben werden.
Ob Personalentwickler, Kommunikationskoordinatoren oder Strategieberater – für den Anthropologen David Graeber sind rund ein Drittel aller Jobs sinnlos. Selbst die, die sie ausüben, können ihren Nutzen nicht erklären. Gesellschaftlich sinnvolle Jobs werden hingegen oft weggekürzt oder schlecht bezahlt, gleichzeitig werden die meist gutbezahlten Bullshitjobs immer mehr. Matthias Mayer und Carla Schück haben mit Graeber bei seinem Wien-Besuch gesprochen.
… INTERVIEW KONTRAST ÖSTERREICH
Würde es auffallen, wenn es meinen Job nicht gäbe? Wer diese Frage mit Nein beantwortet, hat laut David Graeber einen Bullshitjob. Graeber hat mit unzähligen Angestellten gesprochen und ist zu dem Ergebnis gekommen: Etwa ein Drittel der Jobs sind gesellschaftlich weitestgehend sinnlos und unproduktiv. Auch die Beschäftigten selbst sehen das so und können sich den Nutzen ihrer Arbeit nicht erklären.
Für Graeber leben wir in einer Gesellschaft, die nicht auf produktiver Arbeit basiert, sondern auf Arbeit als Selbstzweck. Anstatt durch technischen Fortschritt immer weniger arbeiten zu müssen, lautet die Prämisse: Mehrarbeit als Lebenszweck! Egal wie sinnlos die Jobs sind.
kontrast: Gut bezahlte Bullshitjobs wirken eigentlich einer auf Kostensenkung und Effizienz getrimmten Wirtschaft absurd – wie sind sie auf dieses Thema gestoßen?
Graeber: Wissen Sie, in der akademischen Welt bin ich in gewisser Weise ein Outsider. Ich komme aus einer Arbeiter-Familie und nehme oft eine Beobachter-Rolle ein. Wenn ich Leute auf Parties frage, was sie denn beruflich machen, geben viele eine vage Antwort und wechseln schnell das Gesprächsthema. Ich bin ein neugieriger Mensch und bohre nach. Oft stellt sich heraus, dass die Leute das ganz wörtlich meinen: Sie machen nichts. Und ich wollte herausfinden: Wie verbreitet das ist?
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